GERMAN TRANSLATIONS FROM NEPALESE LIT (Satis Shroff)



GERMAN TRANSLATIONS (Satis Shroff)
Satis Shroff ist Journalist und Schriftsteller. Schule in Darjeelings North Point, Studium der Zoologie und Botanik an der Tribhuvan Universität (Kathmandu). Danach Tätigkeit als Lehrer der Naturwissenschaften an einer englischen Schule in Kathmandu und später Features Editor (The Rising Nepal). Verfasser der „Sprachkunde Nepals“ (Horlemann Verlag) und Veröffentlichungen in: The Christian Science Monitor, epd-Entwicklungspolitik, Nepal Information (Köln), Himal Asia, The Rising Nepal, The Independent, Nelles „Nepal“, Nepal: Myths & Realities (Book Faith India). Er studierte Creative Writing (bei Prof. Bruce Dobler, Universität Pittsburgh, und Writers Bureau Manchester). Preisträger des DAAD-Preis, Neruda Award 2017 (Italy), Heimatmedaille Baden-Württemberg 2018.
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Woman: Nature (Sharad Sharma)
Die Frau, der Anfang von Schöpfung,
Eine Schöpfung bei sich, nicht eine tugendvolle Gattin!
Kann nicht in die vier Wände eingesperrt werden,
Sie, die das ganze Natur verkörpert!
Sie kann nicht nur eine Ehefrau sein,
Diese verehrte von ihre Lieblinge.
Sie ist der Inbegriff von macht,
Sie ist die Heimat von elterliche Liebe.
Sie hat Flügeln von Gefühle,
Die in den Himmel fliegen,
Und herzliche Umarmungen/Liebkosungen von der Liebe,
Die ins Herzen eindringen.
Sie ist ihre eigene Reichtum,
Ihre eigene Herrin, Sie!
Sie kann nicht irgendwo gefesselt werden,
Eine Wolke der Freiheit ist Sie!
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Mein Traum (Toya Gurung)
Mein Traum
Ein Traum davon einmal
In meiner Mutterleib getragen zu werden.
Ein Traum von Geburt und Rituale
Und dann von watscheln (toddling) und lispeln.
Ein Traum davon über einen Prinz
Geträumt zu haben,
Und Schamgefühle über mich selbst.
Ein Traum von eine heimliche Hochzeit
In einem Tempel.
Mein Traum
Ein Traum von Patronen,
Gezielt an einem unschuldigen Brust.
Ein Traum davon, lebend auf dem Boden
Hingeschmissen zu werden.
Und gezwungen zu werden,
Das letzte gute Henkersmalzeit zu genießen.
Ein Traum (davon) erhängt zu werden
Lebendig von einem Baum
Und gestochen zu werden,
Von eine Bayonette.
Mein Traum
Ich weiß es nicht warum,
Verfolgt zu werden von der
Vergangenheit,
Gegenwart
Und Zukunft.
*****

Phulmayas Dasainfest (Binaya Rawal)
Ich fragte Phulmaya
Als ich sie letztes Jahr in Mugling traf:
„Wie hast Du den Dasainfest dieses Jahr verbracht?“
Mit eine traurige Stimme erwiderte sie:
„Ich konnte meine Wünsche nicht erfüllen,
Schöne Kleider dieses Jahr zu tragen, Bruder,
Aber ich aß viele Pokhrelireis,
Leckere Currysauce (aber ohne Fleisch).“
Sie sagte sofort:
„Dieses Jahr lud mich der Bruder von Auswärts
Zum Curryreis,
Gab mir schöne Kleider zu tragen,
Schenkte mir ein wenig Juwelen auch.
Ich hatte eine großartige Dasainfest.
Dieses Jahr kam ich in Bombay an.
Als ich spazieren ging in Bombay
Winkte jemand von weitem.
Das Gesicht kam mir bekannt vor,
Ich kam näher und plötzlich rief meine Name:
„Phulmaya!“
Weinend sagte Phulmaya:
„Bruder, warum fragtest Du nicht,
Wie Du den Dasainfest diesmal verbracht hast?“
*****

Am Abend mit dem Auto (Abhi Subedi)
Die Stadt hebt ein Mund
Um Thamels Verkehr
Neben der königliche Palast,
Und hupt und ruft
Die Abenddämmerung,
In eine chaotischen Mannier.
Vögel
Singen nicht mehr in Chorus
In diese Bäume
Verpflanzt am Asphalt.
Der Palast hat eine Geschichte,
Mit federnen Himmel (feathery sky)
Übergossen mit Düngemittel
Über die Arsenale.
Königliche Wappen
Mit trockene Vogelmist
Getragen von Generäle,
Die Faul gegen eine Kater kämpfen.
Wie oft
Habe ich die Geschichte
Aus all diese ausgeringt?
Am Abend fährt ein Auto vorbei
Auf einem Autofenster
Rastet der Arm einer Frau:
Voller Handreifen.
Abend
In Thamel steht nebenan
In der Nation bricht der Tumult aus.
*****

Jumla (Bimal Nibha)
Der Traum ist verloren.
Nirgendwo gibt es Licht.
Warst Du in eine Siedlung,
Die von der Dunkelheit verschluckt war?
Die nackte Berge
Stehen wie kriminellen,
Die keine Nahrung mehr zu geben haben.
Was auch dort ist,
Das unertragbares (barren) Land
Streckt überall.
Die Herzen von Männern schlagen
In den Rippen von Schafe und Kühe,
Zwei kalte Hände,
Die verlangen nach Berührung haben,
Bewegen sich unendlich.
Den Dörfern berührend,
Fließt ein Fluss,
Wo große und kleine runde Steine
Miteinander stoßen.
Aber das verursacht kein Lärm.
Ist Jumla ruhig?
Das Aussehen von Brot hat sich geändert.
Der Geschmack von Hunger ist Bitter geworden.
Und die Leere im Inneren des Magens,
Hat sich übergeben und ist raus gekommen.
Dieses Jahr ist es sehr kalt.
Der Schweiß fließt,
Und der Körper des Mensch,
Der neben das Feuer steht,
Glüht wie Kupfer.
Der Saison ist unvorhersehbar in Jumla.
Plötzlich beginnen die Wälder zu pfeifen.
Hast Du den Pinienzweigen betrachtet,
Der wie eine (scaffold) schwebt?
*****

Der Bildhauer (Jiwan Acharya 1960-1991)
Ich lief um viele Statuen herum
Meisterlich gemachte Kunstwerke.
Ich lobe die Hände und suche
Das Hirn, der Körper.
In anderen Worten, der Künstler.
Eine Statue regt sich! (bewegt)
Ich bin erstaunt.
Diese Werke der Kunst
Sind nicht nur schön,
Sie sind auch lebendig!
Schau!
Die Statue fängt an zu sprechen
Von der Menge:
„Lieber Herr, bitte kauf mich zuerst!
Ich verhungere!“

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Munglin (Jiwan Acharya)
Als Munglin mich zum Abendmahl heranzog,
Als ob ich ihre Gatte wäre,
Sagte sie, dass sie mir ein Lächeln schenken wurde.
Sie ließ mich im Haus warten,
Und sagte zu einem anderen Mann auf der Strasse,
Dass sie ihm den selben Lächeln servieren wurde.
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Mein Alptraum (Satis Shroff)
Wenn die Nacht nicht so Kalt ist,
Wenn ich im Bett bin
Träume ich von einem entfernten Land.
Ein Land wo ein König über seinen Reich regiert
Ein Land wo es noch Bauern gibt, ohne Rechte,
Die Felder bestellen, die denen nicht gehören.
Ein Land wo die Kinder arbeiten müssen,
Und keine die Zeit für Tagträumerei haben.
Wo Mädchen das Gras schneiden
Und schwere Körbe auf dem Rücken tragen.
Winzige Füße, die steilen Wege gehen.
Ein Land, wo der Vater Holz sammelt und zerstückelt,
Die schließlich nur ein Paar Rupien bringen,
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Ein Land, wo unschuldige Mädchen
Ihre rechte Hand ausstrecken,
Und werden mit Dollars belohnt.
Ein Land, wo eine Frau weiße, rote, gelbe und lila
Tabletten und Pillen sammelt,
Von den altruistischen Touristen, die vorbei laufen.
Die meisten sind weder Ärzte noch Krankenschwestern.
Dennoch verteilen Sie Pillen,
Sich ohne Gedanken zu machen über die Nebenwirkungen.
Die Nepali Frau besitzt eine Arsenal
Von potente Pharmaka.
Sie kann die fein gedruckte Hinweise nicht lesen,
Weil sie auf Deutsch, Französisch, Englisch
Oder Spanisch sind,
Die Hieroglyphen von viele ferne Grammatik.
Schwarze Buchstaben sehen aus
Wie asiatische Wasserbüffel in ihren Augen.
„Kala akshar, bhaisi barabar“ sagt die Nepali Frau.
Die Gedanken, dass sie Pillen und Tabletten
An andere Kranke Nepali Mütter oder Kinder verteilt,
Macht mir Angst.
Wie gedankenlos, diese Fremden,
Die Trekker und Bergsteiger mit Bildung,
Die medizinische Almosen geben,
Und dabei die makabere Rollen von Ärzte,
Im Schatten des Himalaya, spielen.
Glossar:
Kala: Schwarz
Akshar: Buchstaben
Bhaisi: Wasserbüffel
Barabar: ist gleich/ähnlich wie

Das göttliche in Dir (Satis Shroff)
Wenn das vertraute plötzlich Fremd wird,
Die Fremde wird vertraut.
Eine fremde Zunge und fremde Sitten,
Fremd zueinander
Ein Nepali trifft ein Schweizer Fräulein
In den Bergen von Grindelwald.
Ein fremder in ein vertrautes Landschaft,
Eine Welt voller eisige Schneehänge
Dennoch wuchs eine Wärme.
Wir hatten die gleiche Gedanken
Ohne ein gemeinsames Wort.
Die Gesten und die Mimik sagten:
Wir verstehen uns.
Namaste! Auf wiedersehen!
Auf wiedersehen! Namaste!
Wir werden uns wiedersehen.
Ich begrüße das göttliche in Dir.
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Santa Fe (Satis Shroff)
Ein deutscher Professor machte mir den Hof
Und sagte, dass ich trotzdem mein Kreatives Schreiben
Weitermachen dürfte,
Wenn ich ihm heiraten würde.
Ich gab ihn das Jawort,
Schenkte ihm fünf Kinder
Und hatte fürs Schreiben keine Zeit.
Ich war ewig dabei
Pampers zu wechseln,
Popos einzukremen
Für sieben Familiemitgliedern zu kochen.
Ich staubte die vielen Fenstern und Möbeln ab.
Polierte das Treppenhaus
Räumte immer die Kindersachen auf,
In einem dreistöckigen Haus.
Ich fütterte und pflegte den Kleinen,
Lobte und streichelte den Größeren.
Ich hatte plötzlich keine Zeit
Für mich und meine Belange.
Hin und wieder hatte ich eine Inspiration
Aber ich hatte keine Zeit
Und die Gedanken sind in Luft aufgelöst.
Verloren waren meine intellektuelle Kostbarkeiten,
Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
Eine Müdigkeit fiel über mich.
Ich war froh, wenn ich einmal gut schlief.
Der Schlaf tröstete mich nach meiner Hausarbeit.
Die Familie war zu sehr mit mir.
Eines Tages habe ich mir auf den Weg
Nach Santa Fe gemacht,
Der einzige Ort wo ich mich frei fühlte.
Frei zu denken und auszusortieren
Und sie in meinem Laptop heranwachsen zu sehen.

*****

Der Makel (Satis Shroff)
Ich lebe in ständiger Angst
Entdeckt zu werden.
Meine Frau weiß es
Meine Tochter weiß es
Sonst niemand.
Ich fühle mich wie ein Versager,
Denn ich habe einen Makel.
Die Gründe liegen im Elternhaus,
Teilweise in der Schule.
Meine Eltern hatten keine Zeit für mich
Sie schufteten und schafften.
Vater kam oft mit einer Fahne.
Er schlug auf Mutter und uns.
Mein Lehrer verprügelte mich auch.
Ich bekam Lernprobleme.
Als Kind musste ich in den Feldern arbeiten,
Denn mein Vater war Bauer.
Ich wurde als Kind vernachlässigt.
Meine Mutter hätte mir geholfen,
Aber sie war Müde und ratlos.
Ich mogelte mich durch in der Schule,
Schaffte aber den Schulabschluss nicht.
So wuchs ich als Mann auf
Ohne Lesen,
Ohne Schreiben
Zu können.
*****

Der Zerbrochene Dichter (Satis Shroff)
Ich war der Präsident von der Nepali Literarische Gesellschaft
Und mein Reich war ein kleines Königreich
Von Dichtern und Schriftstellern am Hang des Himalaya.
Ich machte viel Fortschritte,
Nachdem ich als Buchhalter in Seiner Majestätsregierung anfing.
Ich war Brahmane und nahm eine Chettri als Frau,
Schön wie ein Bollywood Sternchen.
Jedes mal als ich ihre Antlitz betrachtete,
Wurde meine Männlichkeit geschmeichelt.
Ach, weil sie ein Jahrzehnt jünger war als ich.
Ich fing an spät zu schreiben
Und veröffentlichte ein Gedicht.
Die Kritiker sagten meine Verse wären schlecht
Und ich bekam mehrere Abfuhren.
Durch Zufall begegnete ich einem begabten jungen Mann,
Der mein Ghostwriter wurde.
Während ich mit meinem Geschäft beschäftigt war,
Und die Zahlen hin und her schob,
Schrieb er wunderschöne Verse
Und Kurzgeschichten in meinem Name.
Meinem Ruf wuchs im Königreich.
Ich wurde hoch verehrt für meine endlose Kreativität.
Gedichtbände mit meine Name sind erschienen.
Sie wurden in literarischen Kreisen vorgelesen.
Ich wurde produktiv und Prominent.
Bis mein Ghostwriter meine schöne Frau nahm
Und verschwand.
Da war ich: Ein alter, verletzter, zerbrochener Mann,
Der im Bett lag und auf Yamaraj wartete, der Gott des Todes.
Ich bereitete mich vor um dem ewigen Schicksal
Meines Lebens zu begegnen,
Nach einer Diagnose von Leberzirrhose.
Der Raksi, Gurkha Rum und teuere schottische Scotch
Hatten mich umgebracht.
Bis zum bitteren Ende riss ich mich zusammen.
* * *

Die heilige Kühe von Kathmandu (Satis Shroff)
Heilige Kuh!
Der Bürgermeister von Kathmandu
Hat es geschafft.
Seit Jahrhundert eine Tabu
Die freie, nonchalant Kühe von Kathmandu
Wurden zusammengetrieben
Wie bei einem Rodeo von der Nepali Polizei.
War es Nandi, Shivas Stier?
Oder heilige Kühe?
„Trotzdem sind sie Rinder,“ sagte der Bürgermeister.
„Streunende Kühe sind nicht erwünscht.“
Achtundachtzig heilige Kühe
Kamen unter das Hammer
Nicht bei Sothebys
Sondern in Kathmandu.
Die Auktion brachte 64,460 Rupien.
Kühe waren Hindernisse
Für Fußgänger und Touristen in Thamel.
Kühe die Dünger lieferten,
Und andere Produkte:
Milch, Joghurt und Butter
Für den Hindus und Buddhisten in Kathmandu.
Kühe gaben Urin
Das die Hindus eifrig sammelten
Und für religiöse Zeremonien brauchten.
Kühe waren Heilig
Und wurden angebetet und verehrt
Als die Kuhmutter.
Kühe die geschenkt wurden
Und frei gesetzt von den Brahmanen und Chettris
Um sich von ihren Sünden zu befreien.
Kühe, die eine Zeichen für Gaijatra waren,
Eine achttägige Hommage an den verstorbenen.
Es war ein König, so eine Legende,
Der Befahl, dass Kühe freigesetzt sollen
Von Familien die trauerten,
In den Strassen von Kathmandu,
Lalitpur und Bhadgaon,
Um die Schmerzen von einem verstorbenen Prinz
Zu verkraften,
Und eine traurige Mutter und Königen
Zu trösten.
Die Kinder verkleideten sich
Als groteske Kühe und lustige Figuren
Und tanzten zu Nepali Musik,
Um die Königen zum lachen zu bringen
Und ihre Tränen zu wischen.
Glossar:
Rs. 64,460=1150 Euro

* * * 

Die Berge sind Menschenleer (Satis Shroff)
Wo sind die jungen Leute?
Die Männer sind in fremden Armeeen
Und dienen ausländischen Herren.
Die schönen, Gehörsamen Frauen
Sind in Bombays und Kalkuttas Bordellen verführt.
Und sie Fragen mich:
„Wo die jungen Leute sind?“
Sie gingen fort um zu überleben,
Weil eine Kälte sich im Königreich verbreitet hat.
Die Dürre, die Hungersnot,
Die Armut, die Vetterwirtschaft
Und der Feudalismus
Und der Fluch unter den Namen
Afnu manchey
und Chakari
geht.
Glossar:
Afnu manchey: Leute von dem eigenen Kasten (Vitamin B)
Chakari: Speichelleckerei, Dienstleistungen in einer feudalen Hierarchie
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Nur Sagarmatha weiß es (Satis Shroff)
Der Sherpa stapft durch die Schnee
Keucht und Kämpft
Und bereitet den Weg
Mit Fixierseil, Leitern,
Haken und Spikes vor,
Und sagt: „Folgen Sie mir, Sir.“
Letzte Saison war es ein Tiroler, ein Tokyoter
Und ein Gentleman von Vienna.
Diesmal ist es ein Sahib aus Bolognia,
Mit Gesundheitsversicherung
Und Lebensversicherung,
Bewaffnet mit Kreditkarten und Stolz,
Stürmen Sie die Himalaya Gipfeln,
Mit der Hilfe von Nepalis.
Hillary nahm Tenzings Bild auf.
Ach, die Zeiten haben sich geändert.
Für den Sahib ist es pure Eitelkeit,
Für den Sherpa krasse Existenzkampf.
Durch stürmische Wetter und der Sherpas
Können und schaffen am vorherigen Tag,
Nimmt der Sahib einen kräftigen Zug Sauerstoff,
Er denkt laut im Basislager:
„Die Sherpas können eh nicht kommunizieren,
Die sind des Schreibens und Lesens
Unkundig zu der Außenwelt.“
Der Sahib täuscht Krankheit und klettert runter.
Und macht ein Solo Klettern am nächsten Tag.
Und so wächst die Legende
Von der Sahib auf dem Gipfel.
Ein Digitalfoto geht rund um die Welt
Ohne Sherpa
Ohne Sauerstoff.
War es ein faires Verhalten?
Nur Sagarmatha weiß es
Nur Sagarmatha weiß es.

***

Die Frau des Professors (Satis Shroff)
„Mein Mann ist verrückt, er spinnt,“
Sagt Frau Fleckenstein, meine Vermieterin,
Als sie die Marmor Treppe schwankend hinunter kommt.
Sie bremst ihre torkelnde Gang
Mit einem Schluckauf
Und sagt: „ Entschuldigen Sie,“
Und entlädt ihre Elend, Unzufriedenheit,
Melancholie
Und Leid.
Der Emotionsstau von vierzig Ehejahren.
Ihr Mann ist ein angesehener Intellektueller.
Ein Ehrenwürdiger Mann.
Ein Professor mit einer jungen Geliebten.
Und sie hat ihre wohlgeformte Flaschen:
Rotwein, Weißwein,
Burgunder, Tokay und Ruländer,
Schwarzwälderschnaps, Whiskey,
Kirchwasser und Feuerwasser.
Je hochprozentiger
desto besser.
Sie verteidigt sich
Sie verletzt sich
Mit Bitterkeit und Eifer.
Ihre Schönheit ist verblasst.
Einst ihre Kapital,
Jetzt ein Handikap.
Ein ledernes Haut,
Taschen unter den Augen,
Vernachlässigte blonde Haare
Und ein Spitzbauch
von abendlichen Naschereien.
Eine verfaulte Leber,
Und ein Überschuss an Zorn.
Eine Fee die eine Nörglerin
Geworden ist.
Spannung liegt in der Luft
Töpfe und Pfannen fliegen in der Luft
Furie und Frustration,
Zorn und Bösartigkeit.
Eine Ehe ist zerrüttet
Was übrig bleibt ist eine Fassade,
Von einem Professor und seiner Gattin.
Grau und grausam zueinander.
Maskierte Gesichter die sagen:
„Guten Tag,“
Wenn es innen bewölkt, stürmisch,
Hurrikanartig ist.
Sie vergeben und vergessen.
Das ist menschliche Schwäche.
„Ich ertrage mein Groll“ sagt Milady.
Und mein Vermieter ist ein wahrer Herr.
Herr über sein Reichtum,
Frau und sein elendes Eheleben.
Ein erbarmloses, reuloses,
mitleidloses Dasein,
Im Winter ihres Lebens.
Zu alt sich scheiden zu lassen,
Zu jung um zu sterben.
Was übrig bleibt ist nur die Lüge.

*****

Mental Molotovs (Satis Shroff)
Wenn Hoyerswerda brennt
Diskutieren sie über Asylanten.
Friedliche, Rechtbewusste Deutsche
Gehen mit Kerzen auf die Strassen.
Wenn ein Haus in Mölln brennt
Diskutieren sie ob sie Soldaten
Von den Gefahren von Somalia
zurückbringen sollen.
Bei der türkischen Beerdigung in Solingen,
Blieb der Kanzler weg.
Und vermied so das
Faule Eier und überreife Tomaten,
In seine Richtung fliegen würden.
Bei der Gerichtsverhandlung
Kommt der Skin und der Neonazi
Mit vielen Haaren auf dem Kopf.
Eine wahre Umwandlung.
Er trägt ein Zweiteiler Anzug,
Eine Krawatte um seinen Hals
Und sieht so respektabel aus.
Er schaut in die Kamera
Mit klaren, kalten, blauen Augen und
Sagt: „Ich bin unschuldig
Und ein Opfer der
Modernen Industriegesellschaft,“
Und zieht seine ursprüngliche Aussage zurück.
Die Richter sind Nachsichtig,
Und der Neo wird auf
Freien Fuß gesetzt.
Draußen gestikuliert mit seinem Mittelfinger
Und sagt: „Leck mich am Arsch!“
Als er in einem Auto wegfährt,
Und kommt wieder mit einem Molotov,
Wie ein Sphinx aus der Asche.
„Ausländer raus!
Deutschland den Deutschen!“
Das sind die Parolen
Von den neunziger Jahren
Und jetzt noch.
Die alte Schwarz und Weiß Fahne
Von dem Dritte Reich
Verursacht kein staunen mehr,
In Fußballstadien, Strassen und Kneipen.
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